FRIEDENSDORF INTERNATIONAL® berichtet über Projekte in Usbekistan
Nasrudin erkrankte im Frühling. Da er erkältet war und es ihm schwarz vor Augen wurde, ging er zum Arzt. Dieser verschrieb ihm eine Gänsefleischsuppe. Nach Hause zurückgekehrt nahm er sich seinen Bogen, einige Dutzend Pfeile, zwei Brote und ging auf die Jagd. Obwohl er sich den ganzen Tag bemühte, konnte er keine Wildgans herunterschießen. Abends setzte er sich todmüde ans Seeufer, wässerte sein hartes Brot im Seewasser und begann zu essen. Da kam ein Jäger und fragte: „Nasrudin, was machst du denn da?“.
„Siehst du nicht, dass ich Gänsefleischsuppe esse?“.
„Ja ja...das kann man sich vielleicht vorstellen, aber wo ist denn das Fleisch?“.
„Das Fleisch?“ entgegnete Nasrudin. „Es schwimmt dort in der Mitte!“
Diese kleine Geschichte vom „weisen Narr des Orients” beschreibt wahrscheinlich ganz gut, was es bedeutet, in Zentralasien auf dem Land zu leben. Nicht nur werden die Häuser weniger, sondern auch die Menschen müssen ganz andere Herausforderungen in ihrem Alltag bewältigen. Wenn wir krank sind, ist die Apotheke nicht weit. Die Menschen zwischen Bukhara, Karschi oder Samarkand müssen sich krank um sich selber kümmern.
Auf unserem Weg durch die scheinbar endlose Steppe konnten wir uns ein kleines bisschen in diese Menschen hineinversetzen. Wir saßen im klimatisierten Auto mit kühlen Wasserflaschen in der Hand, während die Menschen draußen auf Kamelen oder Eseln zu ihrem Ziel ritten. Die Temperaturanzeige im Auto zeigte uns gnadenlose 46 Grad an. Die Menschen schützen sich vor der Sonne und dem aufgewirbelten Staub, indem sie sich komplett verhüllen. Teils arbeiten die Bauern so den ganzen Tag, um ihre Familie abends wenigstens einigermaßen satt ins Bett zu bekommen. Nicht selten helfen die Kinder mit. Neben Feldarbeitern sahen wir auch immer wieder „Verkaufsstände“: 10 zu Bergen getürmte Melonen, mit denen der Bauer stundenlang auf Kundschaft hofft, um wenige Sum einzunehmen, die aber den noch zum Überleben der Menschen beitragen.
600 Kilometer für Rat vom Friedensdorf
Die Wohnhäuser ließen sich als halbfertige Ruinen bezeichnen, doch darin beendet sich alles, was die Menschen besitzen. Kein Wunder, dass ihnen ihre Familie alles bedeutet. Deshalb nehmen auch einige von ihnen einen bis zu 600 Kilometer weiten Weg auf sich, um von einer kleinen deutschen Hilfsorganisation namens Friedensdorf kostenlose Hilfe oder einen guten Rat zu erbitten. Bei mehreren Vorstellungsterminen blickten wir in genau diese wettergegerbten Gesichter der Männer, schauten auf die schwieligen Hände der Frauen, die für ihre Kinder alles tun. Auch wir wollen alles geben, um ihre Hoffnungen nicht zu enttäuschen. Dazu bietet das Friedensdorf nicht nur die medizinische Einzelfallhilfe an, sondern fördert auch verschiedene Projekte direkt in Usbekistan.
2003 startete das erste Projekt, durch das Kinder mit angeborenen Lippen-Kiefer-Gaumenspalten behandelt werden. Eine vorübergehende Trennung von Familie und Heimat zur Behandlung in Deutschland ist dadurch nicht notwendig.
2008 kam ein zweites Projekt für Kinder mit orthopädischen Fehlstellungen (z.B. Klumpfüßen) hinzu und seit 2011 werden in einem dritten Projekt plastisch-chirurgische Operationen durchgeführt.
Aktuell wird ein weiteres Projekt für herzkranke Kinder angestoßen. Das Gesamtkostenvolumen dafür beträgt 300.000 Euro. Zudem sind 2015 erstmals an Diabetes erkrankte Kinder in Usbekistan durch das Friedensdorf versorgt worden. Beim Kombinations-Hilfseinsatz im Februar wurden mehr als 100 kg an Utensilien für Diabetiker mitgegeben. Rund 90 Kinder können davon profitieren. Die Blutzuckermessgeräte mit Teststreifen und die Pens wurden im Mai von den Friedensdorf-Partnern an Kinder mit dieser Erkrankung verteilt.
Friedensdorf International finanziert alle Projekte. Die Organisation und Koordination vor Ort erfolgt jedoch durch die Partnerorganisation Fond „Sog’lom avlod uchun“ (Stiftung „Für eine gesunde Generation“), die 2013 ihr 20. Jubiläum feierte. Mitarbeiter der Stiftung und zentraler Ansprechpartner für das Friedensdorf ist Dr. Jumaboy Nurov.
Information über USBEKISTAN
• rund 32 Millionen Einwohner
• Hauptstadt Tashkent mit 3 Millionen Einwohnern
• Präsident seit 1990 Islom Karimov
• 1. September : Tag der Unabhängigkeit
• grenzt an Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Afghanistan und Turkmenistan
• Usbekisch ist Staatssprache, aber Russisch ist Sprache der Wirtschaft und Politik
• größtenteils Wüsten- und Steppenlandschaft und deshalb Landwirtschaft schwierig (Austrocknung des Aralsees)
• nur 4 % Analphabeten
• 90% der Menschen sind sunnitische Moslems
• Friedensdorf International hilft seit 2002 mit Projekten, medizinischer Einzelfallhilfe und Hilfsgütersendungen (z.B. isotonische Brausetabletten)
• Partnerorganisation: Fond „Sog’lom avlod uchun“ (Stiftung „Für eine gesunde Generation“), Taschkent
Quellen: www.uzbekistan.de, www.auswaertiges-amt.de, www.zeit.de/2014/20/usbekistan-zentralasien
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Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von FRIEDENSDORF INTERNATIONAL® – Presseabteilung
Fotos im Beitrag: Friedensdorf International®, Titelbild: javarman3; Bild Aralsee: Captain_Nimmo
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