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Religiöse Toleranz – Orthodoxes Osterfest in Usbekistan

Titelbild_Russ_Orthodoxe_Kirche_Taschkent

Religionsfreiheit ist in Usbekistan verfassungsgemäß gesichert. Trotz des hohen Anteils sunnitischer Muslime ist das Land ein weltlicher Staat, es herrscht Toleranz gegenüber anderen Religionen und ein respektvoller, friedlicher Umgang miteinander in allen Glaubensfragen. Zur Staatsdoktrin gehört die Trennung von Staat und Religion, ein stetiger Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften und deren Vertretern. Am 8. April 2018 wird das Orthodoxe Osterfest gefeiert.

Ca. 88% der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, etwa 9% gehören der russisch-orthodoxen Glaubensrichtung an, überwiegend Angehörige der russischen Minderheit. Darüber hinaus gibt es Angehörige christlicher Konfessionen, Angehörige der Armenisch-Apostolischen Kirche, der Katholischen Kirche, der Evanglisch-Lutherischen Kirche und andere Glaubensrichtungen. Das Christentum ist nach dem Islam die zweitwichtigste Religion in Usbekistan. Usbekistan setzt sich dafür ein, dass die Religion die Rolle eines Vermittlers von Grundwerten, von historischem und kulturellem Erbe wahrnimmt.

Die Geschichte Usbekistans belegt, dass das Land über die Jahrtausende hinweg wechselseitige Beeinflussungen verschiedener Religionen, Kulturen und Sitten erlebte. Aufgrund seiner geographischen Lage an der Großen Seidenstraße – am Kreuzungspunkt der Karawanenwege, dieser alten transkontinentalen Handelsmagistrale, die Ost und West verband – war Usbekistan stets Schmelztiegel der Völker.

Nach der Unabhängigkeit wurde die Rückbesinnung auf das unermesslich reiche geistige und kulturelle, von usbekischen Vorfahren über Jahrhunderte geschaffene Erbe zu einer der wichtigsten Aufgaben der staatlichen Politik erklärt. Die Rückbesinnung auf die geistigen und religiösen Grundlagen der Gesellschaft, die Wiederherstellung der islamischen Kultur, die Sicherung der konfessionellen Toleranz.

Usbekistan ist ein weltlicher Staat, und hat diesen Weg bewusst gewählt, um seine Staatlichkeit auszubilden und eine Zivilgesellschaft aufzubauen. Das Land gestaltet seine Beziehungen zur Religion auf der Basis von zwei Prinzipien, nämlich der Achtung der religiösen Gefühle und der Menschenrechte, unabhängig von Meinung und Konfession.

In der Verfassung der Republik ist die Trennung von Staat und Religion festgeschrieben. Alle religiösen Gemeinschaften sind vor dem Gesetz gleich, und der Staat mischt sich nicht in ihre Tätigkeit ein.

In den Jahren der Unabhängigkeit unterzeichnete die Republik Usbekistan die wichtigsten internationalen Dokumente über Meinungs-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Die konfessionelle Situation belegt: Usbekistan hat religiöse Anschauungen erfolgreich in die Politik zur Entwicklung des Landes integriert und bietet somit ein nachahmenswertes Beispiel für religiöse und ethnische Toleranz.

In Usbekistan sind rund 130 Völker und ethnische Gruppen zu Hause. Es sind Angehörige verschiedener Konfessionen, die in friedlichem Einvernehmen miteinander leben. Der überwiegende Teil der Bevölkerung sind Gläubige des Islam der sunnitischen Richtung. Andere gehören der orthodoxen, der katholischen, der lutherischen, der armenisch-apostolischen, der baptistischen und anderen christlichen Kirchen oder den Gemeinden der Bucharaer und europäischen Juden an. Auch Anhänger der Krischna-Lehre, des Bahaismus und des Buddhismus gibt es.

Erst mit der Unabhängigkeit Usbekistans erhielten die Bürger das Recht auf freie Religionsausübung, auf Gründung religiöser Vereinigungen, auf eine theologische Ausbildung und auf Pilgerreisen. Heute sind offiziell in Usbekistan 2.238 religiöse Gemeinschaften registriert. Sie haben den Status eigenständiger rechtlicher Subjekte. Ihnen ist erlaubt, Land und Eigentum zu besitzen, religiöse Literatur herauszugeben, Veranstaltungen durchzuführen, Fachkräfte auszubilden und Pilgerreisen zu organisieren. Derzeit gibt es in Usbekistan über 2.000 Moscheen, davon sind neunzig Prozent Freitagsmoscheen. In Usbekistan sind zudem 16 verschiedene Konfessionen, darunter 2.064 muslimische und 157 christliche sowie acht jüdischen Gemeinden und andere vertreten.

In Usbekistan sind zudem 187 religiöse Gemeinschaften von vierzehn weiteren Konfessionen vertreten. In den letzten Jahren wurden Hunderte Kirchen, Synagogen und Bethäuser restauriert oder erbaut, darunter orthodoxe Kirchen in Taschkent, Samarkand und Navoi, eine armenisch-apostolische Kirche in Samarkand, ein buddhistischer Tempel in Taschkent. Das Christentum ist nach dem Islam die zweitwichtigste Religion in Usbekistan. Gegenwärtig sind 33 orthodoxe, fünf katholische und vier evangelisch-lutherische Gemeinden registriert.

Die Gläubigen aller anderen Konfessionen pflegen seit der Unabhängigkeit wieder ihre religiösen Bräuche und Traditionen, so werden zum Beispiel das christliche Osterfest, die jüdischen Feste Pessach und Chanukka sowie der Sabbat und viele andere religiöse Feste gefeiert. Zu allen religiösen Festlichkeiten werden Vertreter der anderen Religionen eingeladen. Man pflegt untereinander ein harmonisches Miteinander und Toleranz gegenüber Andersgläubigen. Das friedliche Zusammenleben von Gläubigen verschiedener Glaubensrichtungen und die Möglichkeit der freien Religionsausübung sind wichtige Faktoren für eine tolerante Gesellschaft. Dies setzt den Dialog zwischen den Religionen voraus. Der Dialog mit den Glaubensgemeinschaften ist ein wichtiges Element des Zusammenwirkens von Staat und Religion.

Die Religion soll den Menschen geistige und moralische Werte vermitteln und sie an das historische und kulturelle Erbe heranführen. Aus diesem Grunde lehnt Usbekistan den Missbrauch religiöser Losungen für den Kampf um die Macht, für die Einmischung in Politik, Wirtschaft und Rechtssprechung ab. Ungemein wichtig ist der Schutz der Religion vor denjenigen, die diese falsch auslegen, insbesondere, wenn sie sich mit ihren Losungen an Jugendliche wenden um diese für ihre Zwecke zu manipulieren.

Die historische Entwicklung belegt, dass es nie ein Prinzip war, dass Untertanen der Religion ihres Fürsten folgen mussten. Diese religiöse Neutralität kann historisch als wichtige Vorstufe zur Glaubensfreiheit, die erst viel später in ihrer heutigen Ausprägung, in der heutigen Verfassung Usbekistans verankert ist, betrachtet werden.

Wir alle erleben, wie folgenschwer eine falsche Auffassung vom Stellenwert der Religion in einer Gesellschaft sein kann, nimmt sie doch unmittelbaren Einfluss auf Millionen von Menschen. Wir alle erleben auch, was für verheerende Auswirkungen die Gegnerschaft von religiösen Werten einerseits und Fortschritt und weltlicher Gesellschaft andererseits haben kann.

Die Politisierung einer Religion und sein Missbrauch als ideologische Waffe im Machtkampf zeugen davon, wie aktuell und wichtig der Dialog zwischen den Religionen und die Herstellung guter Beziehungen zwischen Religion und weltlichem Staat ist. Das sind grundlegende Voraussetzungen für die Zusammenarbeit und die Solidarität aller Völker.

Davon ausgehend ist das friedliche Miteinander von Angehörigen aller Konfessionen in Usbekistan in der Tat höchst aktuell: auch dadurch konnten ethnische und religiöse Konflikte, soziale Eruptionen und politische Erschütterungen vermieden werden. Usbekistan ist offen für jeden Erfahrungsaustausch und für die gemeinsame Erörterung von Fragen zur Erweiterung des Dialogs zwischen den Religionen.

Beitrag/Fotos: G. Birkl, Titelbild: Russisch Orthodoxe Kirche Taschkent
Literatur: Broschüre 25. Jahre Unabhängigkeit USBEKISTAN

 

Empfohlene Links:
Verfassung Usbekistan: https://www.verfassungen.net/uzb/verf92-i.htm
Religionsfreiheit: Verfassung, Art. 31; Trennung von Staat und Religion: Art. 61

Die Verfassung der Republik Usbekistan, Geschichtlicher Hintergrund, Grundrechte und Staatsorganisation https://www.zaoerv.de/ 
Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht https://www.zaoerv.de/67_2007/67_2007_3_b_949_978.pdf

 

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Russisch Orthodoxe Kirche, Taschkent

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Gebetsraum:  Russisch Orthodoxe Kirche, Taschkent

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Orthodoxe Kirche, Samarkand

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Altar, Orthodoxe Kirche Samarkand

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Katholisch-Polnische Kirche Taschkent, eröffnet 1996

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Gebetsraum Katholisch-Polnische Kirche, Taschkent

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Evangelisch-Lutherische Kirche; Taschkent

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Gebetsraum; Evangelisch-Lutherische Kirche; Taschkent

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