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Die bildende Kunst Usbekistans

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Die bildende Kunst hat in Usbekistan eine uralte Tradition, die viele Jahrhunderte in der Geschichte zurückreicht. Auf dem Territorium des Landes wurden Felsenzeichnungen (in Saraut-sai u.a.) gefunden, die der Urgeschichte zuzuordnen sind. Sie zeigen Jagdszenen, Tiere, Menschen. Von alters her wurden aus Ton Gottheiten und Kultwesen geformt. Die Werke der antiken Kunst verwenden eine komplexe Semantik ornamentischen, anthropomorphen und zoomorphen Charakters. Darin widerspiegelt sich ein eigentümliches künstlerisches Weltbild, wie es in der Vorstellung der orientalischen Menschen von der Welt entstanden ist. Die Existenz verschiedener Religionen und Kulte, darunter des Zoroastrismus, hatte entscheidenden Einfluss auf die Herausbildung der zentralasiatischen Mentalität.

In der Bronzezeit existierte auf dem Gebiet Usbekistans eine hoch entwickelte bildende Kunst, was durch den Amudarja-Schatz belegt wird, der heute im Britischen Nationalmuseum aufbewahrt wird.

In der Antike erblühten die Architektur, die Bildhauerei, die Goldschmiedekunst, die Kleinplastik und die monumentale Malerei (Airtam, Chaltschajan, Dalversin-tepe, Fajas-tepe u.a.).

Die frühmittelalterlichen Darstellungen in Afrosiab, Varachschi, Balalyk-tepe und anderen Architekturdenkmälern sind Meisterwerke der monumentalen Malerei Mittelasiens.
Belege für die Blüte der mittelalterlichen monumentalen Architektur sind die Baudenkmäler in Buchara, Samarkand, Termes und Schachrisabs.

Die
Miniaturmalerei Mittelasiens erlebte ihre Blüte im 15. und 16. Jahrhundert. Berühmt sind die Meister der Miniaturmalerei der Schulen von Buchara und Samarkand Muchammad-Murad Samarkandi und Machmud Musachchib sowie der geniale Meister der Gerat-Schule Kamaliddin Bechsod.

Vom 17. bis in das 19. Jahrhundert gab es einen starken Niedergang in der künstlerischen Kultur der Region. Die Darstellung, vor allem die des Menschen, wird abstrahiert, die zoomorphen Darstellungen werden florisiert.
Dafür entwickelt sich in dieser Zeit das Kunsthandwerk ziemlich intensiv. Es entstehen lokale Kunstschulen auf dem Gebiet der Keramik, der Goldschmiedekunst, der Kunstweberei und anderer Handwerke.

Alle Arten von Ornamenten, mit denen verziert wird, basieren auf der uralten orientalischen Symbolik.

Bis zum 19. Jahrhundert gab es in der Kunst Mittelasiens keine Tafelmalerei. Die Meister der russischen Malschule legten die Grundlagen für die bildende Kunst Usbekistans am Ausgang des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. S. Judin, L. Bure und andere Maler waren die Geburtshelfer der Malerei Usbekistans.
Eine bedeutende Periode in der Kunst Usbekistans waren die 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts mit einer wahrhaften Blüte der mittelasiatischen Avantgarde.

Den Einfluss von Kubismus und Expressionismus in der Synthese mit den Prinzipien des Dekorativen der mittelasiatischen Kunst verspürt man in den Werken der führenden Maler des Landes zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Alexander Wolkow, Usto-Mumin (A. Nikolajew), Michail Kursin, Viktor Ufimzew, Ural Tansykbajew und andere Meister der Malerei füllten die besten Seiten der Geschichte der bildenden Kunst Usbekistans. Und gerade damals entwickelten sich die impressionistischen Tendenzen im Schaffen von P. Benkow und S Kowaljowskaja.

Nach 1934 wurde in der bildenden Kunst gewaltsam der Stil des sozialistischen Realismus durchgesetzt, in dessen Sinn sich die Malerei der Republik bis in die 60er Jahre entwickelte (Abdulchak, Abdullajew, Mannon Saidow, Raschid Timurow, Rachim Achmedow u.a.).
Aber ungeachtet aller Barrieren vollzog sich in der bildenden Kunst die Suche nach einem nationalen Stil. Am deutlichsten wurde das in den Werken von Tschingis Achmarow, Schamsira Chasanowa, Nadjeshda Kaschina u.a.

Das „Tauwetter" der 60er Jahre ist in der Malerei Usbekistans mit den Namen von Wladimir Burmakin, Rusa Tscharyjew, Grigori Ulko, Jewgeni Melnikow und Juri Taldykin verbunden. Sie verbinden in ihrem Schaffen Ansätze der westlichen Malerei organisch mit den Traditionen des Dekorativen der orientalischen Kunst.

Die 70er Jahre sind geprägt von talentierten usbekischen Malern wie Bachtiar Babajew, Garrik Silberman, Maksud Tochtajew und vielen anderen Meistern, von denen einige westliche Kunstformen verwendeten, unter anderem Formen des Surrealismus. Eine Reihe von Künstlern, unter anderem Selimchan Saidshanow, Andrej Krikis, Asliddin Issajew, standen unter dem Einfluss avantgardistischer Tendenzen der westeuropäischen Malerei.

Die führenden Maler Ende des 20. Anfang des 21. Jahrhunderts sind Bachodyr Dshalow, Shawlon Umarbekow, Nikolai Schin, Rimma Gaglojewa, Wjatscheslaw Achunow, Akmal Nur, Alischer Mirsajew u.a.m. Mit ihrem Schaffen beeinflussten sie die zeitgenössischen Künstler der Republik am Anfang des dritten Jahrtausends. Die regionale Besonderheit der Kunst Mittelasiens ist Ergebnis äußerst komplexer künstlerischer Prozesse, so der Erschließung urtümlicher Traditionen und des Dialogs der westlichen und der östlichen Kultur. Wesentliche Charakteristik der usbekischen Malerei ist die Kontinuität der Traditionen, der Dialog mit den Kulturen des Westens, die Intensität der Suche der heutigen Meister nach einer eigenen künstlerischen Handschrift.

Die Leuchtkraft der Farben, der eigentümliche Rhythmus der Linien und Farben ähnlich einer musikalischen Komposition, die Leidenschaft für Linearität, der eigentümliche Aufbau des Gemäldes und die orientalische Poesie sind dafür verantwortlich, dass die Werke der Meister der usbekischen Malerei soviel Urwüchsigkeit und Originalität ausstrahlen.

Die moderne Malerei Usbekistans ruft großes Interesse hervor, da sie die Synthese der antiken Traditionen des Orients mit den modernen Ansätzen der Kunst des Okzidents bietet. An der Nahtstelle zwischen östlicher und westlicher Kultur entstanden ist die Malerei Usbekistans hoch professionell mit einer eigenen Kunstphilosophie. Attraktiv ist sie vor allem wegen ihrer Urwüchsigkeit, die auf den besten Traditionen der Weltkultur und der antiken Kultur Mittelasiens basiert. Heute existieren im nationalen Erbe Usbekistans verschiedene Traditionen, unterschiedliche ästhetische Systeme.

Die Kunstkenner sind von der Vielgestaltigkeit der stilistischen Richtungen der Malerei in Usbekistan angetan. Man verspürt den Einfluss der unterschiedlichsten Tendenzen, von Avantgardismus und Realismus in den Ausdrucksformen, die manchmal sogar auf wundersame Weise miteinander verflochten sind.

In den letzten Jahren ist in der bildenden Kunst Usbekistans der Übergang vom traditionellen plastischen Denken hin zu Sicht- und Raumkonzeptionen zu verzeichnen. Führende Künstler des Landes schaffen Installationen, Environments, Performances, verwenden dafür mythologische Codes, die vom Intellekt verstanden werden.
Ästhetischen und künstlerischen Wert erlangen die Werke der Künstler der Republik aus der Übertragung der vielen Gesichter der modernen Welt in die Kunstwerke.

Dadurch leistet die bildende Kunst Usbekistans einen wertvollen und höchst professionellen Beitrag zur Weltkultur.

Beitrag: Botschaft der Republik Usbekistans, Berlin, Bilder: Akmal Nur

Empfohlener LINK:  • USBEKISTAN-GALERIE • Ornamente Akmal Nur

Bilder: Akmal Nur

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Der Enthusiast der Wüste – Wie in Nukus eine der bedeutendsten Avantgarde-Sammlungen entstand

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Das Kunstmuseum Nukus, auch als Sawitzkij-Museum bekannt, beherbergt heute eine der bedeutendsten Sammlungen russischer Avantgarde-Kunst. Doch wie kamen die Meisterwerke in die Wüste Usbekistans? Der folgende Artikel erschien im russischsprachigen Original auf The Open Asia. 

Igor Sawitzkij wurde in eine adlige Familie hineingeboren, überlebte die Revolution, machte eine Ausbildung zum Elektroinstallateur, liebte Kunst sein ganzes Leben lang, verließ seine Moskauer Wohnung und ging an einen gottverlassenen Ort um dort die größte Sammlung russischer Avantgarde-Kunst zusammenzutragen. Was wie das Drehbuch eines Films über einen fiktiven Abenteurer klingt, sind Fakten aus dem Leben des sowjetischen Künstlers und Kunsthistorikers Igor Sawitzkij. Sein Lebensprojekt war sein Museum in Nukus. Dieses ist heute ein Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt, die immer noch nicht verstehen können, wie ein begeisterter Mann mit dem Geld der sowjetischen Regierung ein Museum mit verbotenen Werken schaffen konnte.

Sawitzkij gelangte nach Zentralasien, als er eingeladen wurde bei einer archäologisch-ethnografischen Expedition in Choresm mitzuarbeiten. Seine Aufgabe war es, die Festungen und die während der Ausgrabungen gefundenen Alltagsgegenstände zu skizzieren. Während der Expedition wird Sawitzkij von der karakalpakischen Volkskunst verzaubert. Aus der Sympathie des fremden Künstlers wird ernsthafte Begeisterung.

1957 verlässt Sawitzkij seine Moskauer Wohnung am Arbat und zieht nach Karakalpakistan, nach Nukus. Er widmet sich archäologischen Forschungen und der Ethnografie der KarakalpakInnen. Während seiner Reisen durch die zahlreichen Dörfer sammelte der Künstler alles, was zum Kunstobjekt oder Kulturerbe werden konnte. Deswegen nannten ihn die Einheimischen mit einer Mischung aus Wohlwollen und Ironie „Trödler".

Später wird Sawitzkij eingeladen, als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für angewandte Kunst des Karakalpakischen Wissenschaftlichen Instituts für Wirtschaft und Kultur zu arbeiten. Währenddessen setzt er seine Beschäftigung fort und sammelt so viele Gegenstände, dass sie für eine vollständige Ausstellung ausreichen würden.

Die Eröffnung des Museums
Irgendwie schafft er es, die örtliche Verwaltung zu überzeugen, dass Nukus ein vollwertiges Museum braucht. Sawitzkij – Künstler und Kunsthistoriker in einer Person – gestaltet die Arbeit vom ersten Tag an. Die erste Ausstellung stellt er aus einer eigenen Sammlung zusammen.

Die Abgeschiedenheit von Nukus gibt Sawitzkij eine carte blanche. Er sammelt die Bilder, die ihm gefallen, an die er glaubt und von denen er weiß, dass ihr Wert mit den Jahren steigen wird. Geld erhält er von den örtlichen Behörden, aber Sawitzkijs Eifer wächst mit jedem Erwerb. Irgendwann läuft das Geld aus, und er schafft es, Arbeiten auf Schulden zu bekommen.

Einige Künstler schreiben sogar Beschwerden und das Finanzministerium streicht seine Subventionen. Sawitzkij bekommt eine Depression und sorgt sich um sein Museum mehr als um alles andere in seinem Leben.

Verbotene Kunst
Die offiziell genehmigte Strömung in der sowjetischen Malerei war der Sozialistische Realismus. Der avantgardistische Stil, der noch in der vorsowjetischen Zeit entstanden war, wurde zensiert. Er wurde nicht verstanden und nicht akzeptiert. Avantgarde-KünstlerInnen gerieten in Vergessenheit und wurden manchmal sogar verfolgt. Kein großes Museum in der Sowjetunion nahm ihre Arbeiten auf.

KünstlerInnen, die nicht den von den KommunistInnen gesetzten Idealen des Sozialistischen Realismus entsprachen, waren in Gefahr. Ihnen drohte das Gefängnis oder sogar der Tod. Viele flohen aus den großen Städten und ließen sich an den Rändern der Sowjetunion nieder.

Sawitzkij suchte sie im ganzen Land. Familienmitglieder der verbotenen KünstlerInnen versteckten Bilder in Kellern und auf Dachböden. Da das Risiko mit verbotener Kunst erwischt zu werden sehr hoch war, wurden in einigen Fällen Meisterwerke für immer vernichtet. Sawitzkij bewahrte die Werke vieler russischer Meister. Ohne seine Intervention wären sie mit ziemlicher Sicherheit verloren, irreparabel beschädigt oder sogar zerstört worden.

Heute kann man die Weitsicht von Sawitzkij in seiner eigenartigen Rolle als Kunst-Dealer verstehen. Schließlich beruht die weitweite Bekanntheit des Sawitzkij-Museums auf der Sammlung russischer Avantgarde-Kunst aus den 20er bis 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Heute gilt diese nach der Sammlung des Russischen Museums in St. Petersburg als die zweitwichtigste der Welt.

Das Sawitzkij-Museum heute
Heute umfasst die Sammlung des Sawitzkij-Museums mehr als 90.000 verschiedene Exponate. Nach dem Zerfall der Sowjetunion trat die Avantgarde-Kunst aus dem Schatten. Heute wird sie auf der ganzen Welt geschätzt. Alle Bilder, die Sawitzkij mit manischer Leidenschaft gesammelt hat, erzielen heute Millionen US-Dollar bei den angesehensten Auktionen des Westens.

Angesichts der Bekanntheit des Museums erschienen zahlreiche Artikel darüber in der Weltpresse. Unter anderem schrieben The New York Times und Al-Jazeera über diesen erstaunlichen Ort, an dem sich Meisterwerke der Kunst konzentrieren. Im Jahr 2010 erschien der Dokumentarfilm „Die Wüste der Verbotenen Kunst" (The Desert of Forbidden Art). Der Film wurde auf vielen Filmfestivals zur Sensation.

Quelle: novastan.org: Aydana Toktarkyzy für The Open Asia; Aus dem Russischen von Robin Roth

Titelbild: Wikimedia Commons: "Samarkand Mills", 1918, by Nikolay Mikhailovich Grigoriev (1880 – 1943), Oil on canvas. I.V. Stavisky Museum of Art, Nukus, Uzbekistan

Empfohlene LINKS:
WIKIPEDIA: Igor Witaljewitsch SawizkiKunstmuseum Nukus
WIKIPEDIA COMMONS: Savitsky Museum Nukus
Uzbek Journeys - Homage to Savitsky

WIKIPEDIA COMMONS: Savitsky Museum Nukus

WIKIPEDIA COMMONS: "Minaret Kalyan", 1929, Oil on canvas. By Pavel Benkov (1879-1949)

WIKIPEDIA COMMONS: "Still-life with a cake", 1957, Oil on Canvas by Mikhail Kurzin (1888-1957) I.V. Stavisky Museum of Art, Nukus, Uzbekistan

WIKIPEDIA COMMONS: "Still-life Meat dumplings", 1956, Oil on Canvas by Mikhail Kurzin (1888-1957) I.V. Stavisky Museum of Art, Nukus, Uzbekistan

YOUTUBE: Louvre in desert (by А.Yakubov) State Museum of Arts by I.Savitsky

YOUTUBE: ΚΑΡΑΚΑΛΚΠΑΣΤΑΝ - KARAKALPAKSTAN: Nukus, The Desert of Forbidden Art

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