Die deutsche Bundesregierung findet keine Strategie für Usbekistan – und das bevölkerungsreichste Land Zentralasiens nähert sich immer weiter Russland und China an. Ein Gastbeitrag.
Seit Jahrzehnten betreibt die Regierung des zentralasiatischen Usbekistans eine „multivektorale Außenpolitik“ und baute im Rahmen dieser die Beziehungen zu verschiedenen Großmächten aus oder schränkte sie wieder ein. Doch egal, wie eng die usbekischen Beziehungen zu Russland, China oder den USA waren: Das Land hatte immer besondere Beziehungen zu Deutschland – bis jetzt.In den drei Staaten Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan regierten die alten politischen Eliten nach dem Ende der Sowjetunion einfach weiter – die Kommunistischen Parteien benannten sich jeweils um, aber es gab kaum große Veränderungen in den politischen Systemen. In Tadschikistan kam es zu einem Bürgerkrieg, der erst 1997 endete. Einzig in Kirgisistan entstand für drei Jahrzehnte eine liberale Demokratie, die zuletzt jedoch auch in schwieriges Fahrwasser geriet.
In der Außenpolitik Usbekistans gab es bisher zwei deutlich unterscheidbare Epochen. Unter Karimow, der 2016 im Amt starb, schottete sich das Land von vielen Nachbarländern ab. Unter den Großmächten lavierte die usbekische Regierung hin und her. 1999 trat das Land dem Bündnis GUUAM bei, dessen Namen sich aus den Anfangsbuchstaben der Mitgliedsländer zusammensetzt.
David X. Noack (geb. 1988) ist Historiker und Politikwissenschaftler mit den Spezialisierungen Osteuropa und Zentralasien. Aufgewachsen in Berlin, studierte er Geschichts- und Politikwissenschaft in Greifswald (B.A.), Militärgeschichte und Militärsoziologie (Military Studies) in Potsdam (M.A.) und ist seit 2015 Doktorand an der Universität Mannheim. In seiner diplomatiehistorischen Dissertation untersuchte er die Politik der Großmächte in Zentralasien in den 1920er- und 1930er-Jahren. Derzeit arbeitet er in Bremen als freier Journalist und Lehrbeauftragter an der dortigen Universität.