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Vom Maulbeerbaum zum Miniaturbild

Maulbeerbaum im Nurata–Gebirge, Foto: Christian Grosse
Was haben Maulbeerbaumseidenraupen und Seidenpapier gemeinsam?

Usbekistan ist berühmt für seine Handwerkskunst, die auf eine lange und traditionsreiche Geschichte zurückblicken kann, die aber auch bis in die Gegenwart reicht. Neben der faszinierenden Goldstickerei und Stickerei, welches das am weitesten verbreitete Kunsthandwerk der usbekischen Frauen und integraler Bestandteil der traditionellen Inneneinrichtung war, kommt die farbenfrohe Keramik als auch die faszinierenden Muster der handgeknüpften Teppiche, in Kombination mit einzigartigen Webmethoden, hinzu. Bunt und lebendig sind die Dekore der Stoffe, die hauptsächlich im Fergana Tal produ- ziert werden. Darüber hinaus findet sich noch ein weiteres Kunsthandwerk in Usbekistan, welches seinesgleichen sucht: die Miniaturmalerei.

Die Miniaturmalerei erfordert von den Künstlern zum einen eine lange und harte Ausbildung. Zum anderen ist der Prozess der Miniaturmalerei sehr arbeitsaufwendig und kompliziert. Er erfordert vom Künstler handwerkliches Geschick, Ausdauer, Fleiß, eine ruhige Hand sowie einen scharfen aber auch scharfsinnigen Blick. Und nicht zu vergessen: seine Fantasie. Ohne Fantasie wären der Miniaturmalerei Grenzen gesetzt, die der künstlerischen Freiheit entgegengesetzt wäre. Ein undenkbarer Vorgang.

Miniaturbild Atelier Ustra Davron;   Fotos: Christian Grosse

Doch nicht nur die Miniaturmalerei an sich erfordert höchste Konzentration und beste Ausbildung der Künstler. Auch das Grundmaterial muss von feinster Qualität sein: das Papier bzw. das Seidenpapier.

Um ein hohes Qualitätsniveau für eine farbintensive Miniaturmalerei zu erhalten, muss die Herstellung des Seidenpapiers höchsten Ansprüchen genügen. Daher verwenden professionelle Miniaturmaler nur Seidenpapier, welches nach alten Methoden, und ausschließlich von Hand aus mit natürlichen Materialien, hergestellt wird. Der Weg der Herstellung ist komplex, erfordert Erfahrung und viel Fingerspitzengefühl, doch das Ergebnis kann sich sehen und fühlen lassen. Der Hauptgrund der Durchführung nach alten Methoden ist der, dass das Seidenpaper wegen seiner Glätte und Farbe sehr gefragt ist, sich aber primär durch seine Haltbarkeit und Stärke auszeichnet. 

Miniaturbild Atelier Ustra Davron; Foto: Christian Grosse

Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Seidenpapier bis zu 2000 Jahre halt- bar und die Schrift bzw. das Bild noch sichtbar ist. Ganz im Gegensatz zum heutigen Papier. Auf dem heutigen Papier ist die Schrift nach circa 80 bis 100 Jahren, je nach Verfahrensherstellung, kaum noch sichtbar. Zu viele beigefügte Chemikalien sorgen für einen Zerfall. Was letztendlich auch zu einem sehr hohen Farbverlust der Bilder führt.
Um jedoch intensive Farbqualitäten zu erhalten beginnt alles beim Maulbeerbaum. Dieser wird bereits seit mehr als 2000 Jahren kultiviert, kommt aber auch in der freien Natur vor. Die im Sommer immergrünen Bäume oder Sträucher, die mitunter Wuchshöhen von 6 bis 15 Meter erreichen, dienen als Grundlage der Produktion von Seidenpapier. Aber auch als Grundlage von Seidenfäden durch die Maulbeerbaumseidenraupen.
Die Maulbeerbaumseidenraupen stehen heute in keinem direkten Zusammenhang mit dem Seidenpapier, was sehr oft verwechselt wird. Jedoch historisch betrachtet kann der Begriff aus für aus Seidenkokons hergestelltes Papier benutzt werden. Dieser Beitrag möchte einen kurzen Exkurs zur Seidenherstellung eingehen, um anschließend die Produktion von Seidenpapier vorzustellen.

Maulbeerbaum und Maulbeerbaumseidenraupe - Eine perfekte Symbiose

Die Maulbeerbaumseidenraupen ernähren sich ausschließlich nur von Maulbeerbaumblättern, vorzugsweise nur von den weißen.

Doch stehen die Blätter für die Raupen nicht das komplette Jahr als Ernährung zur Verfügung, sondern nur im Frühjahr. Danach werden die Maulbeerbaumblätter für die Seidenraupen, aufgrund des hohen Bitterstoffgehalts, ungenießbar.

Nachdem die Seidenraupe aus dem Ei geschlüpft ist beginnt sie fast ununterbrochen zu fressen, verbringt etwa vier Wochen im Raupenstadium, wird von vier Häutungen begleitet und nimmt bis zur Verpuppung allmählich um das 10.000-fache an Gewicht und Größe auf etwa 6-7cm zu. Gegen Ende dieses Stadiums entfallen bis zu einem Viertel des Körpergewichts auf die Drüsen, die bald beginnen Fäden zu produzieren.

Während sie ihren Kokon webt, der zu drei Vierteln aus Fibroin und aus Sericin besteht, produziert jede Raupe bis zu drei Kilometer an Fäden. Die Aufarbeitung der Fäden letztendlich zu einem Seidenprodukt, erfordert eine spezielle Technik und besondere Herstellungsverfahren. 

Seidenraupentisch mit Maulbeerbaumblättern; Foto: Christian Grosse

Seidenpapier – transparent, haltbar, ökologisch abbaubar

Eine spezielle Technik zu Herstellung von Seidenpapier wird beispielsweise bei einem der bekanntesten Miniaturmaler in Buxoro, Ustra Davron, wo ein großes Miniaturbild auch schon mal 100.000 EUR kosten kann, oder auch in Konigil bei Samarkand, verwendet.

GESCHICHTE DES SEIDENPAPIERS
Seidenpapier aus Samarkand war einst sehr berühmt in der islamischen Welt. Als 751 chinesische Soldaten nach Westen vordrangen, fügte ihnen Abu Muslim, ein persisch-muslimischer Militärgeneral im Dienste der Abbasiden-Kalifen Saffah ( 750-754) und al-Mansur (754-775), eine bittere Niederlage zu und kehrte, laut Legende, mit 20.000 Kriegsgefangenen zurück. Diese führten das Rätsel der Papierherstellung mit sich. Um ihr Leben zu retten verrieten sie das chinesische Geheimnis der Papiererzeugung, lehrten das Handwerk den Einwohnern von Samarkand, die im Laufe der Zeit die Produktion immer weiter verfeinerten. So, dass zu jener Zeit das dünnste, das haltbarste und das glatteste Papier der Welt entstand.

Eine Besonderheit war, dass es von beiden Seiten beschrieben werden konnte, ohne dass die Tinte auf der anderen Seite austrat. Im IX. und X. Jahrhundert wurden fast sämtliche Werke auf Papier aus Samarkand geschrieben. Am Fluss Siyob lag das Zentrum der Papiererzeugung. Von den dortigen 2000 Wassermühlen wurden 400 für die Papiererzeugung verwendet.

Wassermühle; Foto: Christian Grosse

Das Grundmaterial zur Herstellung von Seidenpapier sind die Äste des weißen Maulbeerbaumes. Diese werden mehrere Tage in Wasser eingeweicht, bis dann das braune Holz in aufwendiger Handarbeit vom weichen Kern getrennt wird. 

Schälen der Maulbeerbaumrinde; Foto: Christian Grosse 

Im nächsten Schritt werden die weichen, weißen, länglichen Kerne fünf bis sechs Stunden in einem großen Kessel mit heißem Wasser gekocht. Um im Folgenden sieben bis neun Stunden mit der Kraft der Wassermühle, einem technischen Kunstwerk, zu einem grauen Brei zerstampft zu werden. 

Links: Faserkerne nach dem Kochen, Rechts: Wasserkraftmechanik zum Zerstampfen

Fotos: Christian Grosse

Die graue Masse wird anschließend erneut in Wasser aufgelöst und zu einer homogenen breiigen Flüssigkeit verrührt. Mit einem speziell konstruierten Sieb mit Holzrahmen, wird der Flüssigkeitsbrei herausgefiltert. Der Prozess erfordert ein feines Gespür, da dieser Schritt letztendlich für die Dicke des Papiers verantwortlich ist.
In mehreren Schichten werden die zukünftigen Blätter, eingelegt zwischen saugenden Blättern, übereinander gelegt, um die Flüssigkeit herauszupressen. Verstärkt wird dieser Vorgang mit dem Auflegen von schweren Steinen, der je nach Dicke des Papiers, acht bis zehn Stunden in Anspruch nehmen kann. Die feuchten Blätter werden nun zum Trocknen an eine glatte, senkrechte, poröse Wand aufgehängt.

Der letzte Arbeitsschritt, der maßgeblichen Einfluss auf die Qualität des Papiers hat, ist das Glätten des Papiers. Dies geschieht auf einem Marmorstein. Das Werkzeug zum Glätten kann eine Muschel, ein Achatstein oder Horn sein. In diesem finalen Arbeitsprozess liegt das Geheimnis um die Schrift auf dem Papier, dass diese auch noch nach Jahrhunderten oder Jahrtausenden zu lesen ist.

Links: Prozess der Formgebung des Papiers, Rechts: Papierglättung
Fotos: Christian Grosse

Vergleich von Seidenpapier (li) und industriellem Papier (re); Foto: Christian Grosse

Dass in Handarbeit aufwendig produzierte Papier wird heute vor allem in Usbekistan und in Japan für die Restaurierung historischer Dokumente, und wie eingangs erwähnt, als Grundlage für die Miniaturmalerei verwendet.

Der berühmteste Miniaturmaler ist Kamoliddin Behzod (1450-1535). Er war ein persischer Maler und Leiter des königlichen Ateliers in Herat und Täbris während der späten Timuriden- und frühen Safawiden-Periode. Er gilt als Höhepunkt der großen Tradition der islamischen Miniaturmalerei. Sein Werk gilt als die schönste Miniaturmalerei der Schule von Herat und ganz Zentralasiens.

Heute ist die Miniaturmalerei eine eigenständige Form der usbekischen bildenden Kunst. In Taschkent kann man im Kamoliddin Behzod Memorial Park-Museum Werke von Kamoliddin Behzod, seinen Schülern und Anhängern, bewundern. Darunter befinden sich alte handgeschriebene Bücher, verschiedene schriftliche Dokumente und Miniaturmalerei auf Leinwand, Leder, Papier und Schatullen. Das Museum beherbergt mehr als 500 wertvolle Exponate.

Dank an Shavkat Boltaev (†), der bekannteste Fotograf in Buxoro mit der größten fotografischen Sammlung buxorischer Juden, dass er mich mit Ustra Davron, einem der berühmtesten Miniaturmaler in Usbekistan, bekannt gemacht hat. Beide Künstler haben mir einen hervorragenden Einblick in die Kunst der Miniaturmalerei und den handwerklichen Techniken der Papierherstellung gegeben. 

Ustra Davron (li), Shavkat Boltaev (mi), Christian Grosse (re); Foto: Shakzoda Mirakova

Miniaturbilder Atelier Ustra Davron; Foto: Christian Grosse

Beitrag/ Fotos: Christian Grosse

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Dipl. Chem. Christian Grosse

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30 Jahre fruchtbare Beziehungen zwischen der Republik Usbekistan und der Bundesrepublik Deutschland

30 Jahre Beziehungen

Unter der Leitung von Akramjon Nematov, dem ersten stellvertretendem Direktor des Instituts für strategische und regionale Studien beim Präsidenten der Republik Usbekistan, fand anlässlich des Jahrestages der 30 jährigen diplomatischen Beziehungen zwischen der Republik Usbekistan und der Bundesrepublik Deutschland eine Videokonferenz statt, an der Vertreter und Vertreterinnen von Ministerien, Parlamenten, Stiftungen und Unternehmen aus der deutschen Wirtschaft teilgenommen haben. 

Akramjon Nematov, dem ersten stellvertretendem Direktor des Instituts für strategische und regionale Studien beim Präsidenten der Republik Usbekistan; Foto: Christian Grosse 
Ausgerichtet wurde die hochkarätig besetzte Konferenz von der Botschaft der Republik Usbekistan in der Bundesrepublik Deutschland mit der Unterstützung des Institute for Strategic and Regional Studies, «Taraqqiyot strategiyasi» markazi / Development Strategy Center sowie der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Eröffnet wurde die Konferenz von Gayrat Fozilov, stellvertretender Außenminister der Republik Usbekistan, der in seinen Ausführungen die langfristige hervorragende Zusammenarbeit beider Länder hervorhob. Insbesondere auch die Tatsache, dass die Bundesrepublik Deutschland mit zu den Ländern zählte, die die Republik Usbekistan als erstes nach dem Zerfall der Sowjetunion anerkannt, und somit den Weg in die Unabhängigkeit unterstützt haben. 

Botschaft der Republik Usbekistan; Foto: Christian Grosse 

Beide Länder verbindet mittlerweile eine enge Partnerschaft, die sich auf vielen Gebieten bemerkbar macht. So in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Gesundheit, Justiz, Verwaltung, Kunst und Kultur, um nur einige Bereiche hervorzuheben. Die Entwicklung der bilateralen Beziehungen beider Länder und die Stärkung des politischen Dialoges stehen weiterhin im Mittelpunkt politischer Konsultationen.

Weitere Themen waren: Sicherheit, Stabilität und die nachhaltige Entwicklung in Zentralasien. Diese Faktoren sind die Eckpfeiler und Grundvoraussetzung für eine langfristige Zusammenarbeit mit einem positiven Investitionsklima. Die Bundesrepublik Deutschland spielt zudem eine wichtige Rolle im Transformationsprozess in der Republik Usbekistan und wird als verlässlicher Partner auch zukünftig eine entscheidende Position einnehmen. 

Gayrat Fozilov, stellvertretender Außenminister der Republik Usbekistan; Foto: Christian Grosse 
Das Auswärtige Amt wurde durch Herrn Matthias Lüttenberg, Beauftragter für Osteuropa, Kaukasus und Zentralasien, vertreten. In seinen Ausführungen wies Herr Lüttenberg auf den beispielhaften Reformprozess von Präsident Shavkat Miromonovich Mirziyoyev hin, der seit 2016 Präsident der Republik Usbekistan ist. Er sprach sich für eine Vertiefung der beidseitigen Beziehungen aus und diese auf allen Ebenen zu intensivieren.

Usbekistan ist ein konstruktiver und verlässlicher Partner auf Augenhöhe, was sich besonders in der internationalen Zusammenarbeit bemerkbar macht. Als Beispiel sei hier die Unterstützung Usbekistans hervorgehoben, als es darum ging schnell und unbürokratisch deutsche Mitarbeiter aus Afghanistan zu evakuieren und nach Usbekistan zu bringen. In 2022 findet im Foyer des Auswärtigen Amtes eine zweimonatige Ausstellung zu Usbekistan statt, aber auch eine weitere Zentralasienkonferenz ist in Planung. 

Matthias Lüttenberg, Beauftragter für Osteuropa, Kaukasus und Zentralasien; Foto: Christian Grosse

In diesem Zusammenhang erwähnte Herr Lüttenberg die hochrangige Berliner Konferenz am 28.01.2020: "Green Central Asia Enhancing environment, climate and water resilience". Mit dieser hat Deutschland eine neue Initiative lanciert, die auf Folgen des Klimawandels für die regionale Sicherheit in Zentralasien fokussiert ist. Das Ziel sind stärkere regionale Zusammenarbeit (inklusive der fünf zentralasiatischen Länder und Afghanistans), verbesserter Informationsaustausch und die Vernetzung mit Wissenschaft und Zivilgesellschaft

"Green Central Asia Enhancing environment, climate and water resilience" im Auswärtigen Amt mit Außenminister Heiko Maas am 28.01.2020 mit den Außenministern aus Zentralasien und Afghanistan. Foto: Christian Grosse 

Zum Stand und Perspektiven der interparlamentarischen Beziehungen sprach Frau Dilorom Fayzieva, Vorsitzende des Ausschusses für internationale Angele- genheiten und interparlamentarischen Beziehungen der Gesetzgebenden Kammer des Oliy Majilis der Republik Usbekistan. Im Anschluss daran der langjährige Bundestagsabgeordnete MdB Manfred Grund, CDU/CSU. Beide Redner hoben die besonderen intensiven Beziehungen der Parlamentariergruppen hervor. 

Frau Fayzieva wies insbesondere auf die intensiven wissenschaftlichen Beziehungen beider Länder hin und den damit verbundene Ausbau auf alle akademischen Bereiche. Weitere Themen waren die Schaffung rechtlicher Grundlagen für die Wasserwirtschaft, die in Usbekistan eine immer wichtigere Rolle spielt und die damit verbundenen Herausforderung des Klimawandels. Eine weitere Aufgabe sei die Bekämpfung der Korruption. Im interparlamentarischen Bereich spielt zudem die Stiftungszusammenarbeit eine wichtige Rolle. Diese gilt es auch weiterhin zu pflegen und zu intensivieren.

MdB Manfred Grund war erstmalig 1997 in Usbekistan und verwies auf die seitdem intensiven freundschaftlichen Beziehungen beider Parlamentariergruppen hin. Mit Hinweis auf den Übergang der Sowjetunion in die Unabhängigkeit von Usbekistan hob der Parlamentarier hervor, dass die aktuellen Erfolge der Liberalisierung der Wirtschaft, die durch Beraterleistungen der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wird, auf einem sehr guten Weg sind. 

MdB Manfred Grund, CDU/CSU; Foto: Christian Grosse 

Aufgrund der positiven gesellschaftspolitischen Situation und die damit verbundenen Entwicklungen in der Republik Usbekistan, ermunterte MdB Manfred Grund deutsche Unternehmen in Usbekistan zu investieren und die enormen Chancen und Marktpotentiale zu nutzen.

Positiv erwähnt wurden die regelmäßigen OSZE Wahlbeobachtermissionen von Parlamentariern und die damit verbundene Dokumentation der demokratischen Entwicklung in Usbekistan, die immer mehr konkretere Strukturen annimmt. Explizit erwähnt wurde das internationale Parlaments-Stipendium (IPS5), welches sich mittlerweile als ein Erfolgsmodell etabliert hat. Weitere Themen u.a. waren: Wassermanagement, Baumwollproduktion, die Herausforderungen des Terrorismus und Waffenschmuggel.

Über den Beitrag deutscher Organisationen zur Stärkung der bilateralen Beziehungen und zur Umsetzung von Reformprozessen in Usbekistan eröffnete Eldor Tulyakov, Direktor des Zentrums „Entwicklungsstrategie“, den nächsten Themenblock. 

Eldor Tulyakov, Direktor des Zentrums „Entwicklungsstrategie“; Foto: Christian Grosse 
In seinen Ausführungen betonte er, dass der Dialog zwischen den Staaten und der Zivilgesellschaft verbessert und intensiviert werden sollte. Aber auch weitere Themen spielen eine wichtige Rolle in den beiderseitigen Beziehungen. Dies sind unter anderem die Außen- und Sicherheitspolitik, Kultur, Bildung oder Gesundheit. Er verwies auf die insgesamt 90 gemeinsamen Wirtschaftsunternehmungen beider Länder, die sich insgesamt auf ein Volumen von mittlerweile 8 Milliarden Euro belaufen.

Auch der bilaterale Handel zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Usbekistan zeigt eine positive Entwicklung. Deutschland ist ein zunehmend wichtiger Handelspartnern des Landes. Das bilaterale Handelsvolumen entwickelte sich zuletzt dynamisch und betrug im Jahr 2020 ca. 630 Mio. Euro, in 2021 lag das Handelsvolumen bei ca. 762 Mio. Euro. Mit Hinweis auf das enorme Potential, welches es in Usbekistan vorhanden ist, allein aufgrund der demografischen Entwicklung, forderte er deutsche Unternehmen auf weiter in Usbekistan zu investieren, damit eine positive Ausstrahlung auch auf andere Branchen übergeht. Das positive Investitionsklima in der Republik Usbekistan beruht auf gegenseitiges Vertrauen. Erwähnt wurde in diesem Zusammenhang Projekte im Bereich der Nutzfahrzeuge mit den Firmen VW, Bosch oder Siemens.

Eine Videobotschaft sendete der Vorstandsvorsitzende der Konrad- Adenauer-Stiftung (KAS) und Präsident des deutschen Bundestages a.D., Prof. Dr. Norbert Lammert. Die KAS steht für die Förderung freiheitlicher Demokratie und Sozialer Marktwirtschaft, von Frieden und Freiheit, von den transatlantischen Beziehungen und der europäischen Einigung.

Eine weitere Videobotschaft gab es vom Vorstandsvorsitzenden der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und ehemaliger Präsident des europäischen Parlaments, Martin Schulz. Die FES versteht sich als Teil der sozialdemokratischen Werte- gemeinschaft und der Gewerkschaftsbewegung in Deutschland und der Welt. Mit ihrer Arbeit im In- und Ausland trägt sie dazu bei, dass Menschen an der Gestaltung ihrer Gesellschaften teilhaben und für Soziale Demokratie eintreten. 

v.Links. Martin Schulz; Vorstandsvorsitzender Friedrich-Ebert- Vorstandsvorsitzender Konrad-Stiftung (FES), ehemaliger Präsident des Europäischen Parlaments; Foto: FES

Rechts: Prof. Dr. Norbert Lammert; Vorstandsvorsitzender Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), Präsident des deutschen Bundestages a.D.; Foto: KAS
Die KAS eröffnete das erste Büro in Taschkent in 1998 und die FES in 1994. Beide Vorstandsvorsitzenden betonten in diesem Zusammenhang den Dialog und die Stärkung der Zivilgesellschaft in Usbekistan. Rechtsstaatlichkeit, Menschrechte, Meinungsfreiheit sind die Eckpfeiler einer funktionierenden Demokratie, die von beiden Stiftungen in Zusammenarbeit auf sämtlichen Ebenen der Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft gefördert wird. Mit Hinweis auf die gegenseitigen Besuche beider Präsidenten, die als Meilensteine betrachtet werden können, wurde der Dialog als einer der wichtigsten Mittel zum gegenseitigen Verständnis in den Vordergrund gehoben.

Einander zuhören und voneinander lernen ist auch weiterhin die Devise für die Zukunft. Die Zukunft gehört der Jugend und den jungen Menschen. Darin waren sich beide Vorstandsvorsitzenden einig, so, dass junge Menschen und Frauen in der Zivilgesellschaft mit Projekten und Stipendien seitens der Stiftungen unterstützt werden. Weitere Themen waren unter anderem der Klimawandel, Erneuerbare Energien, Wasserwirtschaft und die damit verbunden Herausforderungen für die Zukunft der Republik Usbekistan.

Mit Elziod Adilhujaev, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung für interna- tionale Zusammenarbeit des Ministeriums für Investitionen und Außenhandel der Republik Usbekistan sowie Philipp Haußmann, Vorstandsmitglied des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft und gleichzeitig der Geschäftsführer der Ernst Klett AG, die Ernst Klett Aktiengesellschaft vereinigt unter ihrem Dach fast 60 Verlage, referierten zwei Experten zum Thema der Zusammenarbeit beider Länder in den Bereichen Wirtschaft und Handel.

Sie waren sich darin einig, dass sich die wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder hervorragend entwickeln, sich jedoch weiter ausbauen lassen. Als Leuchtturmbeispiele wurden zwei Joint Ventures in der Provinz Andijon und Bukhara erwähnt. Dort wurden zwei Logistikzentren mit einem Gesamtvolumen von Euro 65 Mio. gebaut und somit Arbeitsplätze geschaffen.

Bauaktivitäten im Zentrum von Taschkent; Foto: Christian Grosse 

Familiengeführte mittelständische Unternehmen denken in Generationen. Daher ist für den deutschen Mittelstand Usbekistan ein ausgezeichneter Investitionsstandort, da Präsident Shavkat Miromonovich Mirziyoyev mit seiner Liberalisierung der Wirtschaft einen Grundstein für langfristige Investitionen gelegt hat. Erneut wurde die Kooperationsbereitschaft und Offenheit der Regierung von Usbekistan gegenüber deutscher Unternehmen gelobt. Mit Investitionen in Usbekistan soll die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung gefördert werden. Dahingehend, dass neue Produkte und neue Ideen umgesetzt werden, so, dass nicht nur Produkte von Deutschland für Deutschland, sondern auch Produkte von Deutschland für Usbekistan produziert werden, und umgekehrt. Gerade was das Thema landwirtschaftliche Produkte aus Usbekistan betrifft, ist ein enormes Potential vorhanden. 

Melonen auf dem Wochenmarkt in Samarkand; Foto: Christian Grosse 

In einem kurzen Diskussionsbeitrag empfahl das Bundesvorstandsmitglied des Liberalen Mittelstandes, Christian Grosse, einem Wirtschaftsverband mit ca. 1200 mittelständischen Unternehmen bundesweit, dass Usbekistan mehr Werbung machen sollte, damit das Land und die Region Zentralasien umfassender in den Fokus der Wirtschaftspolitik und somit des deutschen Mittelstandes rückt. Auch, was den Tourismus betrifft gibt es ein großes Nachholpotential. Nach wie vor wissen die Menschen in Deutschland zu wenig über die Republik Usbekistan und Zentralasien im Allgemeinen.

Ein zentraler Punkt, der immer wieder erwähnt wurde, war die deutsch-usbekische Entwicklungszusammenarbeit, die substantiell immer weiter ausgeweitet wird. Schwerpunkte sind das Gesundheitswesen und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung – insbesondere in der Aralsee-Region in der autonomen Republik Karakalpakstan. Zudem ist Usbekistan in Regionalvorhaben eingebunden, die regionale Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet, in der Berufsbildung, im Mikrofinanzsektor und im Umweltbereich stärken und damit auch Krisen gezielt vorbeugen.

Darüber hinaus fördert Deutschland das Vorhaben „Prävention gegen gewalttätigen Extremismus in Zentralasien“, das unter anderem Usbekistan umfasst. Dabei werden usbekische Behörden und zivilgesellschaftliche Organisationen bei ihren Reformbemühungen zur Prävention von gewalttätigem Extremismus unterstützt. 

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass das hochkarätige Diskussionspanel mit Vertretern beispielsweise des DAAD (Deutschen Akademischen Austausch- dienst), der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit), des Goethe Instituts in Taschkent, der KfW (Kreditanstalt für den Wiederaufbau), der IRZ (Stiftung für internationale rechtliche Zusammenarbeit) oder die stellvertreten- de Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Usbekistan, Alice Wolken, eine Fülle von Themen diskutierte und damit aufgezeigt hat, welche Herausforderungen und Chancen zugleich in der Republik Usbekistan vorhanden sind.

Green Energy, berufliche Bildung und Ausbildung, Ernährungssicherheit, Schaffung eines günstigen Rechtsklimas, die Weiterentwicklung im Zivilrecht, Tourismus, Gesundheitsversorgung, Investitionssicherheit und Rechtsstaatlichkeit aber auch ordentliche Verfahren bei der Vergabe von Aufträgen und Projekten sind nur einige Aspekte, die genannt wurden. 

S.E. Nabijon Kasimov, Botschafter der Republik Usbekistan in der Bundesrepublik Deutschland; Foto: Christian Grosse

In seiner Zusammenfassung wies der Botschafter der Republik Usbekistan in der Bundesrepublik Deutschland, S.E. Nabijon Kasimov, darauf hin, dass ein unbedingter Reformwille in Usbekistan vorhanden ist. Viele Reformen müssen auf den Weg gebracht werden. Denn in der Republik Usbekistan liegt viel ungenutztes Potential herum, das nur darauf wartet entdeckt und gehoben zu werden. Mit Deutschland als zuverlässigem Partner wird es auch zukünftig gelingen, gemeinsam die nächsten 30 Jahre zu meistern. Die aktiven parlamentarischen Beziehungen leisten dazu einen Beitrag, um die Freundschaft beider Länder zu intensivieren.

Beitrag/Fotos: Christian Grosse 

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Der weiße Palast in Taschkent – Das Islam Karimov Museum

Weisses Haus - Taschkent; Foto: Christian Grosse

Wer nach Usbekistan fährt, sollte es nicht versäumen in die Hauptstadt von Usbekistan, nach Taschkent, zu fahren. Die mit circa 2,6 Millionen Einwohner zählende Stadt liegt nördlich der großen Seidenstraße an der Grenze zu Kasachstan am westlichen Rand des Tian-Shan Gebirges und ist für ihre Mischung aus moderner und sowjetischer Architektur bekannt. 

Parkanlage am „Weißen Palast" Foto: Christian Grosse

Taschkent hat sich zu einer quirligen Metropole entwickelt. Zum einen ist sie Industriestadt mit Energiewirtschaft, Baumwollverarbeitung, Maschinen- und Flugzeugbau oder auch der Lebensmittelindustrie. Andererseits ein Kulturzentrum mit Hochschulen, Universitäten, Forschungsinstituten, Theatern, Observatorium, Zoo und Museen.
Wie beispielsweise das Amir Timur Museum, welches Manuskripte, Waffen und andere Relikte der Timuriden-Dynastie beherbergt. Das nahe gelegene imposante staatliche Museum für Geschichte von Usbekistan, welches jahrhundertealte buddhistische Artefakte zeigt. Oder aber auch das Islam Karimov Museum.

Zum Gedenken an den Ersten Präsidenten der Republik Usbekistan wurde das Museum, welches sich im Zentrum der Stadt in der Afrosiab-Straße befindet, und besser bekannt ist als die "Oqsaroy-Residenz“ („Weißer Palast“), 2017 auf Initiative von Präsident Shavkat Mirziyoyev eingerichtet und eröffnet. Die primäre Aufgabe des Museums ist es, die Erinnerung an den Ersten Präsidenten der Republik Usbekistan, an Islam Abdugʻaniyevich Karimov, zu bewahren.


Zunächst als erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Usbekischen SSR tätig, regierte Islam Karimov ununterbrochen 27 Jahre lang, von 1991 bis 2016, als Erster Präsident die unabhängige Republik Usbekistan.

Abenddämmerung am „Weißen Palast“; Foto: Christian Grosse

Der „Weiße Palast" ist ein luxuriöses Gebäude mit einer Gesamtfläche von 5.460 Quadratmetern und diente zu Lebzeiten des Präsidenten als Arbeitsresidenz. Nur in dieser empfing er Diplomaten aus der ganzen Welt oder aber auch hochrangige Politiker anderer Staaten.


Ebenfalls zum Anwesen gehört eine große Parkanlage mit mehr als 1000 Bäumen, die von Islam Karimow mit konzipiert wurde. Bäume unterschiedlichster Art wurden teilweise aus der ganzen Welt in den Park gebracht, um die große Vielfalt der Natur aufzuzeigen. Der Park diente dem Ersten Präsidenten Usbekistans als Rückzugs- und Erholungsgebiet. Gleichzeitig diente dieser aber auch als Ort der Kommunikation mit ausländischen Staatsgästen bei ausgedehnten Spaziergängen.

 Vor dem „Weißen Palast“; Foto: Christian Grosse

Das Anwesen, auf dem sich der „Weiße Palast" befindet, war zu Lebzeiten des Präsidenten eines der nach allen Seiten sichersten, geschlossensten und unzugänglichsten Bereiche für den Besuch durch die Bevölkerung.
Das gesamte Territorium des Oqsaroy war mit einem Betonzaun umgeben und sorgfältig bewacht. Den Bürgern war es verboten, das Gebiet zu durchqueren, die Durchfahrt für Autos war eingeschränkt, und die Treppe, die zum Ankhor-Ufer führt, wurde mit Erde bedeckt. Entlang der Afrosiab-Straße war der Palast durch hohe Schilde versperrt und alle Durchgänge wurden von Wachen patrouilliert.
Dies änderte sich jedoch mit der Errichtung bzw. mit der Neuausrichtung des Museumskomplexes in der ehemaligen Residenz des Ersten Präsidenten Usbekistans und erforderte eine Neuordnung des Raumes um das Museum herum.
Museumseingang Hauptgebäude; Foto: Christian Grosse

Nach der Entscheidung das Islam Karimov Museum zu eröffnen, wurden die Schutzzäune abgebaut, die Gehwege entlang der Uferstraße und um den Palast herum angelegt, die Bänke aufgestellt und die Blumenbeete bepflanzt. Mit dieser Vorgehensweise wollte man den Bürgerinnen und Bürgern von Usbekistan aufzeigen, dass positive Veränderungen hinsichtlich mehr Transparenz auf den Weg gebracht werden sollen.


Vor dem Haupteingang des Museumkomplexes befindet sich ein 11,45 m hohes Bronzedenkmal von Islam Karimov, welches vom usbekischen und preisgekrönten Bronzebildhauer, Ilhom Zhabbarov, dessen Denkmäler auch in Samarkand oder in Karshi zu bewundern sind, geschafften wurde. Das Denkmal wurde im August 2017 in Anwesenheit des Präsidenten Shavkat Mirziyoyev und Tatyana Karimova eingeweiht. Sein Schöpfer, Ilhom Zhabbarov, gewann einen internationalen Wettbewerb unter 68 Projekten für das Denkmal. Der berühmte Bildhauer ist auch der Autor des Denkmals für Amir Temur auf dem gleichnamigen Platz im Zentrum von Taschkent.

Statue Islam Karimov; Foto: Christian Grosse

Die Struktur des Gedenkkomplexes umfasst neben dem Museum: ein Wissenschafts- und Bildungszentrum, eine Bibliothek mit Lesesaal und einen Konferenzsaal. Der Museumskomplex am Oqsaroy wurde mit Unterstützung der Republikanischen Wohltätigkeitsstiftung Islam Karimov geschaffen, die von seiner Frau Tatjana Karimova und Tochter Lola Karimova-Tillijaewa geleitet wird.

Die Ausstellungshalle besteht insgesamt aus drei Teilen. Die große Halle mit ihren 375 Quadratmetern umfasst eine Kunstsammlung. In diesem Bereich sind Gemälde ausgestellt, auf denen bekannte usbekische oder türkische Künstler als auch Nachwuchstalente den Präsidenten in verschiedenen Phasen seines Lebens festgehalten haben. Wie beispielsweise Chigdem Bucak Telli (Türkei), Zebiniso Sharipova, Muchtar Zairov, Bakhodyr Asaev, Salochiddin Abdulfayziev oder Akmaljon Ikramjanov, um nur einige zu nennen.
Ausstellungshalle Kunst; Foto: Christian Grosse


Interessanterweise hat Islam Karimov nie für Künstler posiert, sondern sie haben seine Porträts nach Fotos gemalt. In der Ausstellung sind Gemälde zu sehen, auf denen der Erste Präsident vor der UNO spricht, sich mit Kindern unterhält oder mit den Ältesten Gebete rezitiert. Zu sehen sind aber auch seine Visionen und seine Träume.
 

„Lieblingslandschaft des Islam Karimov“, Akmaljon Ikramjanov und Sobir Rachmetov; Foto: Christian Grosse

Auf anderen Bildern erscheint er als mythologischer Bogatyr, einem Recken aus mittelalterlichen russischen Sagen, die in verschiedenen Heldenliedern besungen werden, der mit bloßen Händen einen Tiger besiegt oder gegen Geier und Falken kämpft – Symbole für Terrorismus und Extremismus.

Баходир Джалалов (Bakhodir Jalalov), Zyklus 2014; Foto: Christian Grosse

Auf vielen Gemälden ist immer wieder das Motiv des Tigers zu sehen. Das Tier verkörpert in der Mythologie die Eigenschaften: leidenschaftlich, wild, Individuell und mächtig. Eigenschaften, mit denen sich der Erste Präsident identifizieren konnte.

Тохиржон Мирджалилов (Tokhirjon Mirjalilov), Tiger 1998; Foto: Christian Grosse 

зухриддин киёмов (Zukhriddin Kiyomov), „Nigokh“, 2017; Foto: Christian Grosse

Der kleinere Saal, mit seinen 200 Quadratmetern, umfasst Fotografien die aus dem persönlichen Archiv Islam Karimovs freigegeben wurden. Hier kann sich der Besucher einen umfassenden Überblick über die vielen Persönlichkeiten verschaffen, die der erste Präsident im Laufe seiner Regierungszeit kennengelernt hat. Gleichzeitig erhält man auch einen Überblick über viele politische Ereignisse, an denen der Erste Präsident mitgewirkt als auch Entscheidungen herbeigeführt hat. 

Ausstellungsraum Fotografie; Foto: Christian Grosse

Des Weiteren kann sich der Besucher in Begleitung eines Guides durch die Ausstellung begeben, was sehr zu empfehlen ist. Viele Hintergrundinfor- mationen und Details zu den Ausstellungsobjekten werden dem Besucher durch eine professionelle Führung vermittelt, die man sonst so nicht erhält. 

„Im Urlaub“, Рашид Гильметдинов (Rashid Gilmetdinov); Foto: Christian Grosse

„Der Schritt in die Ewigkeit", Нодир Бобомуродов (Nodir Bobomurodov); Foto: Christian Grosse

Neben Gemälden, seltenen Fotografien und persönlichen Gegenständen des Ersten Präsidenten Usbekistans verfügt das Museum über interaktive Monitore, auf denen man alle Informationen über das Leben und die Arbeit von Islam Karimov finden kann.
Der dritte Raum mit 400 Quadratmetern befindet sich im Außenbereich und ist vor allen Dingen den schönen Künsten gewidmet, und zwar für literarische und poetische Abende.

Die gesamte Ausstellung unter dem Motto „Das Herz, dass das Universum umarmt“ hat es geschafft, in kurzer Zeit zu einem der meistbesuchten Orte in der Hauptstadt Taschkent zu werden. Wo die Menschen hinkommen, um mehr über die wenig bekannten Seiten des Ersten Präsidenten Usbekistans kennenzulernen. Besonderen Ehrengästen ist es vorbehalten eine Eintragung mit einer persönlichen Widmung in das Gästebuch des Islam Karimov Museums vorzunehmen.
Gästebucheintrag Christian Grosse, Präsident „Open International Dialogue“; Foto: Firdavs Ummataliev

Beitrag: Christian Grosse; Titelbild: Ansicht „Oqsaroy-Residenz“ („Weißer Palast"); Foto: Christian Grosse

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Traditionell im Einklang mit der Gegenwart – Handwerkskunst in der Tradition bucharischer Juden

Seidenstickerei Design Modelabel MarU - Markhamat Umarova

Am 19. Dezember 2022 fand in der jüdischen Gemeinde in Berlin eine Modenschau der bekannten usbekischen Designerin Markhamat Umarova statt. Als ständige Teilnehmerin an Modenshows in Zentralasien und der europäischen Union präsentierte sie eine Kollektion aus handgewebter Seide nach alten Traditionen der Handwerkskunst der Juden aus Buchara. Sie ist die Gründerin und Creative Direktor des Modelabels MarU.

Das Modelabel MarU symbolisiert die Verbindung von Jahrhunderten alten Traditionen sowie harmonischen Kombinationen zwischen moderner Zweckmäßigkeit und Exklusivität. Angesprochen werden sollen Frauen mit starken Persönlichkeiten, die ihre Würde und Vornehmheit unterstreichen sowie ihre Vorliebe für harmonische, aber gleichzeitig traditionstreue Tracht, pflegen. Das Modelabel MarU erhielt 2015 ein UNESCO – Qualitätszertifikat. In Margilan, dem heutigen Zentrum der Seidenweberei, existierte die jüdische Gemeinde mehrere Jahrhunderte lang.

Um Seide überhaupt herzustellen, müssen die Seidenraupen einen Kokon bauen. Dazu werden sie in Räumen mit angenehmer Temperatur von 25°C untergebracht und mit frischen Maulbeerbaumblättern gefüttert. Um die Produktion der Raupen zu steigern werden gleichzeitig duftende Kräuter aufgehängt und circa 25 Tage in völliger Dunkelheit zum Trocknen gebracht, da sonst der Seidenfaden an Festigkeit und Elastizität verliert. Was die typischen Merkmale für Seide sind. Der Kokon wird anschließend zu einem Faden gesponnen und die Seide wird von Hand gewebt: Adras, Kchan–Atlas, Yahudi-Atlas oder Bakhmal, ein Ikat aus dicken, flauschigen Seidensamt.

 Seidenproduktion Margilan; Foto: G. Birkl (USBEKISTAN-GALERIE)

Die Seidenarten entstehen durch unterschiedliche Techniken. Wird beispielsweise ein Baumwollfaden hinzugefügt, heißt der Stoff Adras, Ein strapazierfähiger Stoff mit einem schönen Glanz, mit Kettfäden aus Seide. Ist er gestreift wird er Bakasab genannt. Die historische Bezeichnung für hochwertige Seide ist Chan-Atlas und wurde von Khans aus Buchara getragen.

WIKIPEDIA: Alim Khan, der letzte Emir (Farbfotografie von Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski)

Seide mit vorgefertigten Mustern nennt man Ikat, ein buntes Meisterwerk, das besonderes Kunsthandwerk im Färben und Weben der Seide erfordert, ein wertvolles Kulturgut. In Usbekistan werden Ikatstoffe auch „Abr" genannt, was aus dem Persischen kommt und soviel wie „Wolke" bedeutet. „Abrbandi" meint dann die Technik des Abbinden, durch die das Ikatmuster dann entsteht. Das kompliziert zu gestaltende Design durch Abbinden und Färben wird meistens von speziellen Ikatmeistern übernommen.
Es gibt Ikatstoffe in verschiedenen Orten auf der ganzen Welt, vor allem aber in Malaysia/Indonesien, in Japan und in Zentralasien. Während in den meisten Ländern ein doppelter Ikat hergestellt wird, was bedeutet ein Ikat, bei dem sowohl der Kett- als auch der Schußfaden mit Abbinden eingefärbt wurde, wird in Usbekistan nur der Kettfaden abgebunden und gefärbt.

Diese Technologie hat sich seit Jahrtausenden nicht verändert. Bei der Ikat-Technologie werden die Fäden mit selbsthergestellten Farben aus Zwiebelschalen, Baumrinde, getrockneten Kräutern und Früchten, farbigem Ton oder zerkleinerten Mineralsteinen gefärbt. Diese Kombination macht die Seide sehr lebendig und farbig. Die komplizierten Muster entstehen durch mehrfaches Färben der Fäden, wobei jede Farbe eine Bedeutung hat. So steht die weiße Farbe für ein glückliches Leben, die gelbe Farbe steht symbolisch für die Ernte, die blaue Farbe steht für Reinheit und die grüne Farbe steht für Fruchtbarkeit. 

Muster - Seidenstoffe - Design Markhamat Umarova - Modelabel MarU

Die Heimat von Ikat und die Seide selbst ist das antike China. Es waren jedoch die Juden, die nach der Zerstörung Babylons vor mehr als zwei Jahrtausenden über die Seidenstraße die Seidenweberei und das Färben von Seidenstoffen nach Zentralasien gebracht haben. Wobei es hier teilweise unterschiedliche Quellenangaben gibt.

Seide war traditionell der Stoff für jüdische Kleidung. Die Kleidung der Buchara-Juden war aus Yahudi Atlas genäht. Seidenkaftane, Hüte und ein Seidenkleid musste selbst die ärmste bucharische Jüdin in der Garderobe haben.

Die Produktion der Seide bzw. der Ikatstoffe in der Zeit der ehemaligen Sowjetunion wurde anfangs in Kooperativen der Handwerker, den Artels, von Hand hergestellt. Im Laufe der Zeit verschwanden diese einzigartigen Textilien mit den großen Textilkombinaten, die in den 60e/70er Jahren in Usbekistan eingerichtet wurden. Während die Motiventwicklung noch von Hand erfolgte, halfen beim Abbinden zum Teil schon Maschinen, das Weben wurde dann ganz von Maschinen übernommen.

Mit der Verwendung neu entwickelter chemischer Farben in den Kombinaten gab es sehr viele Komplikationen, so dass viele der zwischen 1970-1990 entstandenen Stoffe daher nicht farbecht sind.

Heute werden die meisten Ikatstoffe aus Atlas maschinell gewebt. Seit dem Ende der Sowjetunion gibt es eine große, von der Regierung unterstützte Hinwendung zum traditionellen Handwerk, was sich besonders im Ferganatal angesiedelt hat. Dort ist die Zahl der Manufakturen, die Ikatstoffe komplett von Hand herstellen, sehr gewachsen, so, dass heute Firmen wie Gucci oder Dries van Noten Ikats produzieren, wenn sie damit arbeiten. Damit die alten Handwerkstraditionen wieder belebt und etabliert werden, ist dem Staat daran gelegen, Maßnahmen wie Steuerfreiheit für Handwerker oder spezielle Sonderwirtschaftszonen einzurichten.

In 2009 organisierte das Jewish Museum of New York die Ausstellung "Rares Silk of Central Asia from the collection of Guido Goldman". Dank der Ausstellung von Guido Goldman sowie des wachsenden Interesses der amerikanischen Juden an ihren asiatischen Vorfahren, haben viele alte Kulturzentren wie Samarkand, Buchara, Chiwa, Margelan oder Kokand, das magische, atemberaubend historische Usbekistan wieder entdeckt.

 Usbekische Designerin Markhamat Umarova (3. von Links), Gründerin des Modelabels Modelabels MarU

Christian Grosse mit der usbekischen Designerin Markhamat Umarov

Goldstickerei, Design Markhamat Umarov

2. v.R. Konzert Pianistin Eleonora Kotlibulatova

Beitrag: Christian Grosse, Fotos: Christian Grosse/Elyana Engelhard

Kontakt: Christian Grosse

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Empfohlene LINKS:

Markhamat Umarov | History
Uzbekjourneys.com fashion of uzbekistan - yesterday and today-exhibition

YOUTUBE: World Ikat Textiles Symposium 2019 Fashion Show - Umarova Markhamat, Maru, Uzbekistan

WIKIPEDIA: Seidenstrasse ca. 1. Jahrhundert n. Chr.

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Präsidentschaftswahl 2021 in Usbekistan

image001 Präsidentschaftswahlen in Usbekistan

Persönlicher Bericht zur Wahl des Präsidenten in der Republik Usbekistan am 24. Oktober 2021

Vor der Präsidentschaftswahl in der Republik Usbekistan am 24. Oktober 2021 hatte ich die Möglichkeit mich über diese im ganzen Land zu erkundigen und die Stimmung in der Bevölkerung einzufangen. Insgesamt war ich 16 Tage unterwegs, um anschließend zusätzlich für eine Woche in Taschkent als Wahlbeobachter zu fungieren.

Meine Reise ging von der im Westen von Usbekistan gelegenen Stadt Osch, an der Grenze zu Kirgistan, mit dem Auto nach Taschkent, von dort weiter mit der Bahn nach Samarkand, mit der Expressbahn „Talgo“ nach Buchara, um anschließend mit dem Auto nach Urganch und weiter nach Chiwa zu fahren. Und wiederum von dort mit dem Auto in die autonome Republik Qoraqalpogʻiston Respublikasi (Karakalpakstan) in die Hauptstadt Nukus zu fahren, bis hin nach Mo'ynak, an den leider vor Ort nicht mehr vorhandenen Aralsee.

Wahlplakat der Ökologischen Partei OEP in Mo'ynaq; Foto: Christian Grosse

Wahlplakat: „Kelajaging Uchun Ovoz Ber – Gib Deine Stimme für eine eigene Zukunft“; Foto: Christian Grosse

In dieser Zeit konnte ich mit Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen sprechen, um mich über ihre persönliche Meinung zur aktuellen Politik, Wirtschaft oder auch Sport und private Situation, zu erkundigen.

Zuallererst muss ich feststellen, dass die Grundstimmung bei den Menschen in Usbekistan sehr positiv ist. Oder besser noch, es herrscht eine Art Aufbruchsstimmung vor, die von vielen Teilen in der Bevölkerung unterstützt wird.

Dies konnte ich immer wieder in Gesprächen erfahren. Sei es vom sehr gläubigen PkW- Fahrer, der mich 420 km von Osch nach Taschkent gefahren hat. Sei es von zwei usbekischen Musikern, die mit denen ich in einem Dreierabteil mehrere Stunden in der Bahn zusammengesessen habe, sei es von einem Reiseleiter, der mich den kompletten Tag begleitet hat und mich über die Veränderungen in der Gesellschaft seit der Präsidentschaftswahl in 2016 aufgeklärt hat oder vom stellvertretenden Bankdirektor, verantwortlich für 2500 Mitarbeiter, um mich unter anderem über die Präsidentschaftswahl zu unterhalten.

Aber auch Studenten, Intellektuelle und Künstler, oft in Ihren Aussagen sehr kritisch, haben mir ebenfalls ein positives Meinungsbild, beispielsweise in Buchara, Samarkand und Taschkent in persönlichen Gesprächen vermittelt. In diesem Zusammenhang konnte ich viele Erfahrungen von den Menschen einsammeln, wie sich seit der Amtsübernahme des Reformpräsidenten, Shavkat Miromonovich Mirziyoyev am 14. Dezember 2016, die Situation im Lande zum Besseren verändert hat. Allein die Tatsache, sich wieder mit Freunden im Park zu treffen, auf nicht nur auf einer in der kompletten Grünanlage vorhandenen Parkbank, sondern auf mehreren, neu aufgestellten Parkbänken, zu sitzen und sich auszutauschen, bedeutet für viele Menschen ein großes Stück mehr an Freiheit und vor allen Dingen Unabhängigkeit.

Die Erfolge, die der Präsident seitdem seit der Amtsübernahme zu verzeichnen hat sind beispielsweise die Öffnung für ausländische Investoren, besonders sehr gut im Bausektor in Taschkent zu erkennen, oder verbesserte Beziehungen zu den Nachbarstaaten. Usbekistan entwickelt sich immer mehr als stabiler Anker in einer doch politisch und wirtschaftlich angespannten Region, was aktuell besonders in der Afghanistanpolitik zu erkennen ist. Ein sehr wichtiger Erfolg ist zudem die Abschaffung der Zwangsrekrutierung von Arbeitskräften, vor allen Dingen von Kindern, für die Ernte von Baumwolle – eines der wichtigsten Exportgüter Usbekistans.

Reformen erfordern viele Anstrengungen und sind auch mit Rückschlägen verbunden. In einem vorher mit strenger Hand regiertem Land ist der aktuelle Reformprozess ein längerer Weg, für den man Zeit benötigt. Insofern ist die aktuelle Präsidentenwahl ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

Dass die richtige Richtung hinsichtlich der Wahlwerbung eingeschlagen wurde, konnte ich im ganzen Land von Ost nach West beobachten. An großen Plätzen und weiträumigen Straßen, von denen es in den Städten viele gibt, wurde beispielsweise Werbung für die fünf Präsidentschaftskandidaten auf großen Bildschirmen, gut sichtbar, gemacht. Ebenso auf den großen Wochenmärkten, an viel befahrenen Kreisverkehrsplätzen oder an öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Universitäten oder anderen Institutionen, konnte ich immer wieder Plakate im DIN A4 Format erkennen, auf denen die Kandidaten mit Ihren Programmen vorgestellt wurden. Auch am Wahltag hatten die Menschen die Möglichkeit sich nochmals direkt, an den oft extra aufgestellten Plakatwänden vor den Wahllokalen, über die fünf Kandidaten zu informieren.

Kandidaten der 5 Parteien. Foto: Christian Grosse

Interessant war die Tatsache, dass im ganzen Land immer wieder, auf unterschiedlichsten Plätzen und Orten, Plakate, und sei es im DIN A4 Format, zu sehen waren, in dem die Bevölkerung dazu aufgerufen wurde, wählen zu gehen. Beispielsweise: „Biz Birga – O'zbekistonmiz – Wir sind zusammen Usbekistan“, „Tanlov Fursati Keldi – Zeit zu wählen“ oder „Kelajaging Uchun Ovoz Ber – Gib Deine Stimme für die eigene Zukunft“. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Bevölkerung dazu aufgerufen wurde die demokratisch eingeschlagene Eigenverantwortung wahrzunehmen, wählen zu gehen und politisch mitzugestalten. Dies hatte sich an der hohen Wahlbeteiligung bemerkbar gemacht.

Dass diese sehr hoch war, konnte ich an den von mir besuchten Wahllokalen in Samarkand erkennen und anhand der Wahllisten überprüfen. Was auch von den vor Ort eingesetzten verantwortlichen, sehr gut geschulten Wahlleitern und Mitarbeitern bestätigt wurde. Bereits gegen Mittag haben die Menschen in den von mir besuchten Wahllokalen 50% ihrer Stimme abgegeben. Beobachten konnte ich zudem, dass die Hygienevorschriften bezüglich der Pandemie in den Wahllokalen perfekt umgesetzt wurden. Im Übrigen wurden diese auch in Hotels und vielen öffentlichen Einrichtungen eingehalten.

Registrierung zur Wahl mit Ausweis, Wahllokal Samarkand: Foto: Christian Grosse

Wahlzettel mit Siegel, Registratur: Foto: Christian Grosse

Wahlkabinen für geheime Wahlen: Foto: Christian Grosse

Als Wahlbeobachter tätig zu sein bedeutet sehr genau auf die gesamten Wahlabläufe zu achten, mit den Verantwortlichen Wahlleitern, und auch Mitarbeitern, Gespräche zu führen, Einblick in die Wahlunterlagen zu erhalten, aus sicherer Distanz die Wahl an sich zu beobachten und mitunter auch kritische Fragen zu stellen. Jedoch immer in einer positiven, freundlichen und konstruktiven Atmosphäre.

In diesem Zusammenhang konnte ich feststellen, dass die gesamten Wahlabläufe insgesamt ordentlich abgewickelt wurden. Auch Wahlbeobachter anderer Parteien waren anwesend, die dies bestätigen konnten. Die eine oder andere Nachbesserung konnte ich in die Wege leiten. 

Registratur internationale Wahlbeobachter; Foto: Christian Grosse

Beispielsweise wurden in einem Wahllokal in die verplombten Wahlurnen von dem einen oder anderen Bürger die Wahlzettel ungefaltet in diese eingeworfen. So, dass man erkennen konnte, welche Partei die- oder derjenige Bürger gewählt hat. Somit wurde die an sich geheime Abstimmung ad absurdum geführt. Ein freundlicher Hinweis an die Wahlleiterin hatte ausgereicht, dass dies nicht einer geheimen Abstimmung entspricht. So, dass umgehend ein weißes Tuch vor die Wahlurne gespannt wurde, um das Wahlgeheimnis zu bewahren. Hier hatte ich den zusätzlichen Hinweis gegeben, dass die Mitarbeiter in den Wahllokalen den Bürgerinnen und Bürgern bei der Übergabe der Wahlunterlagen kurz mitteilen, den Wahlzettel zu falten, um den demokratisch legitimierten Wahlprozess ordentlich abzuschließen. Auch dieser Hinweis wurde sofort in die Tat umgesetzt.

Abdeckung der Wahlurne; Foto: Christian Grosse

Aufgestellte Wahlkabinen wurden mitunter mit der Öffnung in den Raum aufgestellt, so, dass man auch hier die Möglichkeit hatte einen direkten Einblick auf den Wahlzettel zu erhalten. Der von mir gemachte Vorschlag diese umzudrehen, um das Wahlgeheimnis für die Bürgerinnen und Bürger zu bewahren, wurde ebenfalls umgesetzt.

Seit 2016 ist man als Europäer täglich mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) konfrontiert. So, dass man diesbezüglich sehr sensibel reagiert, wenn persönliche Daten sichtbar oder beispielsweise ohne Zustimmung weitergeleitet werden.

Diesbezüglich besteht in Usbekistan eine andere Sichtweise, die zur nächsten Präsidentenwahl, verändert werden sollte. Denn der Name, das Geburtsdatum und die komplette Adresse konnten, für jede Person im Wahllokal sichtbar, von sämtlichen in dem entsprechenden Wahllokal aufgerufenen Wählerinnen und Wählern, auf großen Standwänden eingesehen werden. Ein ungewöhnlicher Anblick und auch Einblick seitens internationaler Wahlbeobachterstandards. Für die Wahlleiter vor Ort wurde dies als normal angesehen, ein anderer Blickwinkel hinsichtlich der Thematik Transparenz.

Aushang Wählerliste; Name, das Geburtsdatum und die komplette Adresse; Foto: Christian Grosse

Aus dem was ich von Ost nach West landesweit beobachten konnte, fand die Wahl / Wahlwerbung nach demokratischen Grundsätzen statt. In allen Teilen das Landes waren die fünf Kandidaten sehr gut sichtbar. Die Wahlprogramme, in Kurzform, und die Kandidaten waren für die Bevölkerung überall zugänglich.

Interview - die ehrliche Meinung der Delegierten war in den Medien sehr gefragt; Foto: Christian Grosse

Als Wahlbeobachter konnte ich „nur“ die Dinge beobachten, die ich wirklich sehen und aufgrund meiner Fragen / Erfahrungen beurteilen konnte. Dies bedeutet: eine sichtbare und transparente Wahlurne, verplombt. Sämtliche Wähler waren sowohl im Computer als auch in den ausgedruckten Listen sichtbar hinterlegt, mitunter auf den Aushängen. Jeder Wähler und jede Wählerin musste den Ausweis vorlegen und bekam die entsprechenden Wahlunterlagen ausgehändigt, sowohl in russischer Sprache, in usbekischer Sprache als auch in lateinischer Sprache. Wahlbeobachter sämtlicher Parteien waren anwesend. Kranke oder behinderte Menschen wurden besucht, ebenfalls mit einer verplombten Wahlurne, und konnten ihre Stimmen abgeben. Es waren mindestens zwei Personen anwesend. Denn auch diesen Menschen wollte man eine Chance geben, ihre demokratischen Rechte mit der Abgabe ihrer Stimme, auszuüben.

Interessant insgesamt, war die Tatsache, dass Wahlbeobachter aus der ganzen Welt eingeladen wurden. Beispielsweise aus Indien, aus Kuwait, aus Lettland, aus Tschechien, aus Spanien oder aus Frankreich und selbstverständlich aus der Bundesrepublik Deutschland. Im Übrigen wurden aus der Bundesrepublik Deutschland unter anderem Vertreter aus Wirtschaftsverbänden oder ehemalige Minister als Wahlbeobachter eingeladen.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Republik Usbekistan auf einem sehr guten Weg ist sich weiterhin zu reformieren. Die Grundlagen dazu wurden und werden auch weiterhin vom Präsidenten Shavkat Miromonovich Mirziyoyev geschaffen. Aus dem, was ich landesweit beobachten konnte, wurde die Präsidentschaftswahl nach allgemeinen demokratischen Grundsätzen durchgeführt. Hervorzuheben ist die Transparenz, Offenheit und Professionalität der Wahlleitungen, aber auch der Bevölkerung gegenüber den internationalen Wahlbeobachtern. Die nächsten Präsidentschaftswahlen werden weiterhin optimiert werden müssen. Dieser Prozess wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen und sollte von allen Seiten maximal unterstützt werden.

Dipl. Chem. Christian Grosse
President Open International Dialogue
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Zentralasien im Fokus – Alexander Kulitz, MdB: Elefanten und Mäuse

Alexander-Kulitz Alexander Kulitz, MdB (FDP)

Der 1981 in Tübingen geborene Alexander Kulitz gehört seit 2017 dem Deutschen Bundestag an. Der FDP-Politiker aus Ulm ist von Beruf Rechtsanwalt. Er gehört der „Deutsch-Zentralasiatischen Parlamentariergruppe“ an.

USBEKISTAN-ONLINE hat Alexander Kulitz einmal zu einer Veranstaltung begleitet. In Berlin sprach der Bundestagsabgeordnete am 18. Juni auf Einladung von Christian Grosse, dem Landesvorsitzenden des „Liberalen Mittelstand“.

Deutschlandweit hat der „Liberale Mittelstand“ rund 1.500 Mitglieder, eines davon ist Alexander Kulitz. Themengebiete des Abends waren TTIP (transatlantisches Handelsabkommen); die Strafzölle zwischen den USA und China und die Strafzölle zwischen den USA und der EU. Man ging auch der Frage nach, was all dies für den deutschen Mittelstand bedeutet und welche speziellen Auswirkungen diese Handelsverwerfungen haben werden. Kann der deutsche Mittelstand Vorsorgemaßnahmen treffen und wenn ja, welche? Sind neue Handelsallianzen die Konsequenz? Wer sind die Verlierer, wer sind die Gewinner?

Die Themenpalette begeisterte zahlreiche Teilnehmer. Christian Grosse konnte unter den Gästen auch Ihre Exzellenz, die Botschafterin Bulgariens, Frau Elena Radkova Shekerletova sowie den russischen Diplomaten Herrn Aleksandr Sominin, begrüßen. Er ist an der Botschaft seines Landes als Zweiter Sekretär in der Wirtschaftsabteilung des Handels- und Wirtschaftsbüros tätig. Alexander Kulitz betonte u. a., er stamme aus einem Unternehmerhaushalt und ist nun als freiberuflicher Rechtsanwalt tätig. „Die Anzahl der Bundestagsabgeordneten, die von Beruf Unternehmer sind, ist sehr überschaubar.“ Die überwiegende Mehrzahl der Volksvertreter stammt aus den Reihen des Öffentlichen Dienstes. „Da darf man doch einmal die Frage stellen, welches Menschenbild haben eigentlich die meisten Politiker von Unternehmern? Ehrlich gesagt, ich finde dieses Bild schade.“ 

Fällt das „Wort Handelskrieg, denkt man sofort an den Konflikt China und USA. Dabei besteht auch ein Handelskrieg, man müsste besser Handelskonflikt sagen, zwischen Südkorea und Japan. Da spielt auch immer noch die Zeit des Zweiten Weltkriegs mit hinein und füllt eine große Rolle aus." Klartext redete der Parlamentarier bezüglich der hohen deutschen Exportüberschüsse. „Sollen wir uns für die Überschüsse entschuldigen? Sollten wir nicht lieber Stolz darauf sein, dass unsere Produkte weltweit so stark nachgefragt werden?" Er wies auch darauf hin, dass Deutschland sehr stark von Rohstoffen abhängig ist. „Abhängig von Rohstoffen, die wir selber nicht haben. Wir sind mit unseren rund 80 Millionen Einwohnern eine kleine Nation auf dieser Welt. Wir gehören aber weltweit zu den Top 5, was die Wirtschaftsleistung angeht. Streiten sich da zwei Elefanten und die heißen China und USA, sind wir Deutschen die kleine Maus auf dem Rasen.“ 

Ausdrücklich warnte Alexander Kulitz davor, für China oder die USA in diesem Handelsstreit Partei zu ergreifen. „Wir dürfen in diese Entweder-oder-Falle nicht hineintappen. Das können wir uns gar nicht leisten." Man müsse „ja auch einmal die Frage stellen, was wir so alles in Handelsverträge hineinpacken. Gehören da auch Menschenrechte, Nachhaltigkeit und viele andere Dinge überhaupt hinein?" Sanktionen, so der Volksvertreter, „klingen gut, hören sich gut an. Ich kann aber nicht ein einziges Beispiel aufführen, wo Sanktionen zum gewünschten Erfolg geführt hätten.“ Als „aktuelle Beispiele führe ich Nordkorea und Russland auf.“

Eines hatten die an diesem Abend anwesenden Medienvertreter und Zuhörer sehr schnell mitbekommen: Hier sprach ein Vertreter der Klartext-Abteilung! 

Usbekistan-Online wird nach der Corona-Pandemie den Bundestagsabgeordneten Alexander Kulitz persönlich zu einem Interview aufsuchen. Dann erläutert er auch, warum er der Deutsch-Zentralasiatischen Parlamentariergruppe beigetreten ist und welchen Stellenwert sie in seinem politischen Alltag hat. 

Text: Volkert Neef/ Fotos: C. Grosse/V. Neef)

Empfohlener LINK: Bundesvereinigung "Liberaler Mittelstand"

Christian Grosse; Landesvorsitzender des „Liberalen Mittelstand“

Ein interessiertes Publikum verfolgt den spannenden Vortrag mit brisanten Themen…

 v.L. Botschafterin Bulgariens, Frau Elena Radkova Shekerletova und Herr Christian Grosse

 Alexander Kulitz, MdB (FDP) und russischer Diplomat Aleksandr Sominin (re.)

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